Der Sandman on Tour

29. Dezember – 14. Januar 2012
Aus der Wüste kommend, lande ich Abends um 20 Uhr in Cairns, an der Nordostküste von Australien. Ok, es ist ein klein wenig kühler – mit etwa 28 Grad – dafür ist die Luftfeuchte verdammt hoch. Ich bin im tropischen Regenwald und es ist Regenzeit – na super …

Für die Ostküste habe ich mir im Vorfeld einen Campervan reserviert. Noch sind jedoch zwei Tage Zeit bis ich mein Baby abholen kann. So erkunde ich die Stadt in den wenigen Regenpausen. Nördlich von Cairns liegt die Skyrail, eine Seilbahn, welche auf 7 km Länge über den tropischen Regenwald hinweg verläuft. Ein wirklich schöner Trip, den wohl sogar schon Queen Elizabeth II mit ihrem Mann vor einigen Jahren gemacht hat.

Ansonsten hat Cairns nicht sooo viel zu bieten. Es ist mehr die Ausgangsbasis für viele Touren in alle Richtungen. Eines ist jedoch erwähnenswert: Tausende von Fledermäusen hängen hier tagsüber in den Bäumen rum und machen krach. In der Dämmerung kommen sie dann raus und färben den Himmel schwarz. – Ein beeindruckendes Schauspiel.

Am 28. Dezember hole ich meinen Camper – den Sandman – ab und entschließe mich kurz vor Silvester noch Richtung Norden aufzubrechen – weiter hinein in die immerfeuchten Tropen. Ich überquere einen krokodilverseuchten Fluss – mit der Fähre *grins* – und komme in Cape Tribulation an. – Dort wo der Regenwald auf den Ozean trifft und man ohne Allradfahrzeug auch nicht sehr viel weiterkommt.

Dort feiere ich dann auf einem kleinen Campingplatz Silvester – zusammen mit meiner Flasche Captain Morgan, welche ich für günstige 35 Dollar erstanden habe. Ich unterhalte mich mit einem älteren Ehepaar, ob es wirklich so viele Krokodile hier gibt in den Flüssen. Der Mann bestätigt mir das:

They`ll get you. When not this day, then on another. But finalley they`ll get you …

Ok, gehe ich hier also nicht schwimmen oder meine Wasserflasche füllen (Falls jemand sich noch an Crocodile Dundee erinnert…)

Am nächsten Morgen geht es dann, nachdem ich meinen „kleinen“ Kater überwunden habe und sicher bin fahrtüchtig zu sein, auf, immer Richtung Süden. 2500 Kilometer liegen vor mir und ich habe 14 Tage Zeit. Das sollte zu schaffen sein.
Auf meinem Weg übernachte ich abwechselnd auf kostenpflichtigen „powered campsites“, auch um die Batterien von Handy, Laptop und zweiter Autobatterie zu laden und freien „Rest Areas“, wo man oft auch für eine Nacht stehen darf. Natürlich hat man hier weniger Komfort und häufig keine Duschen. Dafür gibt es aber oft Duschen an den Stränden, wohl um das Salzwasser vom Ozean abzuwaschen.

Wenn man ein bisschen sucht oder Einheimische fragt, kann man wirklich schöne Plätze zum übernachten finden. Oft direkt am Strand oder an einem See. Mein Weg führt vorbei an vielen schönen Panoramen, Landschaften oder auch Wasserfällen, z.B. den Millaa Millaa Falls unter denen man sogar baden darf.

In Townsville jage ich meinen Sandman den knapp 300 Meter hohen Hausberg „Castle Hill“ hoch, den auch erstaunlich viele Jogger nutzen, und genieße morgens den schönen Panoramablick über die Stadt.

Neben vielen tollen Erfahrungen und Begegnungen (Nein Julia, es gibt hier wirklich keine hübschen Frauen in Australien – ich schwöre! *grins*) möchte ich zwei besondere Highlights erwähnen: Die Whitsunday Islands und Fraser Island.
Die Whitsundays sind eine Inselgruppe mit 74 Inseln von denen die meisten Nationalparkstatus haben. Ich komme mit meinem Bus Abends im Airlie Beach an und buche eine der letzten verfügbaren Tagestouren für morgen. Meine gewünschte Segeltour war leider nicht mehr verfügbar. So muss ich mit der Katamaranfähre und einem Zwei-Insel-Trip vorlieb nehmen.

Zuerst besuche ich Hamilton Island, die größte bewohnte Insel der Whitsundays. Die ganze Insel ist wie ein großes Ferienresort mit Pools, Hotels und kleinen Golfwagen die überall rumfahren. Sie ist wohl bei australischen Familien unheimlich beliebt.
Viel besser gefällt mir die größte der Inseln, welche wir am Nachmittag besuchen: Whitsunday. Sie ist bis auf einen kleinen Campingplatz unbewohnt und besitzt einen der schönsten Strände der Welt: Whitehaven Beach. Da die Insel ein Nationalpark ist, wird penibel darauf geachtet, dass kein Abfall dort zurückgelassen wird. Nichtmal einen Zigarettenstummel findet man hier. Mit einem Quarzgehalt von 99,89 % besitzt der Strand außerdem den weißesten Sand der Welt (so wie Zingst früher *schluchzz*). Früher wurden hochreine optische Systeme damit gefertigt, heute ist es streng verboten Sand in der Badeshorts wegzuschmuggeln. Was wohl immer wieder Leute versuchen. 😀

Weiter südlich die Küste entlang kommt man nach einigen hundert Kilometern nach Hervey Bay. Von hier aus buche ich eine Premium Tagestour (yeah) nach Fraser Island. – mit einer Länge von 120 km und einer durchschnittlichen Breite von 15 km die größte nur aus Sand bestehende Insel der Welt.

Deshalb darf ich auch mit meinem „Sandman“ dort nicht drauf, weil der leider nur zwei Antriebsräder hat. Mit der Fähre dort angekommen, bin ich dann sehr froh, es nicht trotzdem versucht zu haben.
Stattdessen setzt „Fraser Explorer Tours“ auf gute deutsche Ingenieurskunst: MAN. Ein nagelneuer, umgebauter Allrad-LKW mit insgesamt 16 Gängen und einem Kriechgang, wenn ich es richtig in Erinnnerung habe?! Die durchschnittliche Halbwertszeit dieser Babies auf Fraser beträgt wohl 8 statt der für einen solchen LKW üblichen 20 Jahre.
Auf Fraser besichtigen wir zuerst eine alte Holzfällerstation, da eine spezielle Baumart hier wohl für Schiffsmasten sehr beliebt war, da extrem gerade wachsend und sehr elastisch. Heute ist Fraser Naturschutzgebiet, das heißt nichts darf von der Insel entfernt werden. Es gibt wohl auch tatsächlich wieder eine kleine Aboriginesgemeinschaft hier. Bei der Holzfällerstation sehe ich auch meine erste Giftschlange in freier Wildbahn! – Und ich habe auch wirklich ein bisschen Angst. Bislang hatte ich nur tote Kängurus oder Schlangen am Straßenrand gesehen. – Aber dieser Taipan lebt und ich bin sicher … er hat es auf mich abgesehen. *grins*
Ich entkomme mit viel Mühe und rette mich in den Bus, um mich am Eli Creek zu erholen. Diesen Süßwasserfluss, durch den bestes, 60 Jahre sandgefiltertes Trinkwasser direkt in den Ozean fließt, erreichen wir über den „75-Mile-Beach“. Ja! Man darf hier tatsächlich am Strand fahren und es gelten die üblichen Verkehrsregeln, da dieser Strand in Australien Highwaystatus besitzt.

 

Den Abschluss des Tages auf Fraser krönt ein Besuch des Lake McKenzie. Dies ist ein Süßwassersee im Inneren der Insel mit Bilderbuchcharakter. Dort kann man gefahrlos baden, ohne lebensgefährliche Quallen, Krokodile oder Schlangen. Nur einige der vielen Wildhunde Frasers – der Dingos – schnappen sich hier wohl gern das Gepäck der Touristen, um es nach Essbarem zu durchsuchen.

Am Ende meines zweiwöchigen Roadtrips komme ich planmäßig in Brisbane an. Hier gebe ich den Sandman ab, erkunde ein wenig die Stadt und wasche mein Zeug. Natürlich genieße ich auch die Klimaanlage meines Zimmers – gerade Nachts. Ich entscheide mich auf meinem Weg nach Sydney einen Zwischenstopp in Byron Bay einzulegen. Dorthin werde ich morgen mit dem Greyhound aufbrechen, um mir ein paar Tricks von den Surfern zeigen zu lassen …

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