… ein Hauch von Sibirien

03. – 06. November 2011
Gegen 16 Uhr mache ich mich aus dem Hostel in Moskau mit der Metro auf den Weg zum Flughafen. Leider ist diese zu dieser Zeit völlig überfüllt und nur mit viel Mühe, Iswenitje sagen und schupsen, komme ich schließlich an dem Bahnhof an, von wo der Aeroexpress fährt… Nach einer entspannten Stunde Zugfahrt muss ich zunächst mal wieder Schlange stehen, um überhaupt in den Flughafen gelassen zu werden. Seit dem Bombenanschlag letztes Jahr sind nämlich die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden.
Nach einem ereignislosen Flug, indem ich glaube ich der Einzige nicht-russisch Sprecher bin, lande ich planmäßig im Morgengrauen in Irkutsk. – Zu meiner vollkommenen Überraschung liegt hier tatsächlich schon Schnee! *bibber* -9 Grad als ich aus dem Flieger aussteige, erstmal Jacke zu machen – das ist eben Sibirien. Nach zähen Verhandlungen (auf russisch!) mit einem Taxifahrer handle ich einen Preis von 350 Rubel (knapp 9 Euro) statt 500 aus, um zum Hostel zu fahren. Ok, wahrscheinlich immernoch der totale Touristenpreis … – trotzdem bin ich stolz *grins*
Das Hostel ist eigentlich mehr ein großes Appartment mit drei Wohnzimmern, es hat ein bisschen was von einer Wohngemeinschaft. Aber es ist schön ruhig. Mein 6-Bett-Zimmer muss ich lediglich mit einem Japaner teilen, der gerade in Deutschland mit seinem Studium fertig ist. Ich werde noch schnell zum Supermarkt und dann heute früh ins Bett…

Geweckt werde ich morgens von lauten Trompeten die immer dichter kommen. – Das kann ich mir nicht entgehen lassen: Eine Parade! Fix angezogen und Zähne geputzt warte ich unten an der Straße bis der Menschenzug vorbeikommt… – und der ist sehr lang. Ich habe nicht die geringste Ahnung warum die hier feiern?, demonstrieren? oder was auch immer. Vielleicht kann jemand die Schilder auf den Videos übersetzen und uns aufklären?

 

Weil das Wetter so schön ist und es ja auch schon gleich 14 Uhr ist (Ups, so lange geschlafen?), entscheide ich mich für einen gemütlichen Stadtrundgang an der Angara entlang und über eine ihrer Inseln hinweg. Irkutsk ist soooo viel entspannter als Moskau … – Kein Lärm, Gedrengel, Geschupse… Die Angara ist übrigens der einzige Abfluss des ältesten und tiefsten Sees der Erde – dem Baikal. – Und den Besuche ich morgen…

Pünktlich um 10 Uhr steht meine Fahrerin Julia *grins*, die zum Glück auch englisch spricht, bereit. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt in Irkutsk mit ihrem Auto machen wir uns auf den Weg in Richtung Listwjanka am Baikalsee. Erwähnenswert ist, dass rund die Hälfte der Autos hier aus Japan importiert sind und deshalb die Lenkung rechts haben. Ich sitze links vorn und will die ganze Zeit in den Rückspiegel sehen *grins*

An der Straße nach Listwjanka liegt nach rund 40 km das Freilichtmuseum Talzy. Eine lohnenswerte Rekonstruktion von Holzbauten, wie sie in den vergangenen Jahrhunderten das Bild prägten.
Angekommen in Listwjanka schlendern wir einen kleinen Berg hinauf, auf dem sich ein kleiner Aussichtspunkt über den Baikalsee befindet. Dabei liegt Julia ein erstaunliches Tempo vor und geht irgendwie immer 1-2 Meter vor mir. Machen das alle russischen Frauen? Oben angekommen entschädigt der Ausblick wirklich für alle Mühen. Ich bringe sogar ein kleines Bändchen am Geländer dort an. Das ist Tradition und soll Glück bringen. Es geht auch weiter mit Tradition und wir besuchen die alte Dorfkirche. Ich wundere mich, warum Julia sich draussen (gefühlt) minutenlang *grins* bekreuzigt. Ok, sind vielleicht sehr gläubig hier. Drinnen dann das selbe Spiel. Ich schaue mich um und sehe im Augenwinkel, dass Sie zwei Kerzen von den Nonnen kauft und diese anzündet. Draussen fragt Sie mich dann, ob ich nicht katholisch sei? – „njet iswinitje“ Und ich glaube spätestens an diesem Punkt hatte ich für den Rest des Tages verloren. Ich vermute auch, dass eine Kerze drinnen für mich war, um meine kätzerische Seele zu retten.*grins*
Nachdem ich das Wasser des Baikals probiert habe, der immernhin 80% der Süßwasserreserven Russlands und 20 % der Welt enthält, probiert habe, fahren wir essen. Ich lasse mir Omul empfehlen. Eine endemische, geschmacklich wirklich sehr ordentliche Fischart des Baikals. Nach einem kurzen Bummel durch die Stadt, welche aber nicht wirklich viel zu bieten hat, ausser dem Ambiente, fahren wir zurück nach Irkutsk. Von dort startet morgen mein Flieger nach Thailand.

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