Kia Ora! – Hallo Südinsel

16. Februar – 04. März 2012
Nach einer dreistündigen Cook Street – Überfahrt, mit einigen blassen Gesichtern, komme ich in Picton an. Hier gabelt uns der Bus auf und bringt mich und meine rund 50 Kiwi Gefährten nach Kaiteriteri. Auf dem Weg dorthin halten wir, wie jeden Tag, an einem Supermarkt an, um sich mit Futter zu versorgen. Ich entscheide mich zwei Tage in Kaiteriteri zu bleiben und buche eine ganztägige Kajaktour in den Abel Tasman National Park am folgenden Tag…

Weil den Meisten wohl die Ortsnamen der Südinsel nichts sagen werden, habe ich eine kleine Karte als Orientierung gemalt.

In Kaiteriteri laufe ich im Morgengrauen zum Strand. Von dort bringt uns ein Wassertaxi nach Norden – tief hinein in den Nationalpark. Wir landen an einem einsamen Strand und bekommen dort eine Einweisung in unsere Mopeds für den 18 Kilometer! Rückweg. – Das kann ein laaaanger Tag werden *grins*
Nach gut 30 Minuten haben wir uns ein wenig eingespielt. Ich bin Steuermann und Dimitrios, mein griechischer Reisegefährte, Navigator. Wir sehen Robben, viele unberührte Küsten und kommen mit dem Wind im Rücken gut voran. Nach etwa drei Stunden ist Mittagspause und wir landen mit 4 Kajaks für unser Picknick. Nach einer Stärkung spielen wir am Strand noch eine halbe Stunde Fußball. Mit unseren Paddeln als Tore und hochklassiger internationaler Besetzung und gemischten Jungs & Mädels Teams geht es hoch her und endet unentschieden, bevor uns die Flut zurück in die Kajaks zwingt.
Nach weiteren tollen Stops gilt es, eine endlos scheinende Bucht zu überqueren. Da der Wind günstig steht, wartet unser Guide mit einer großartigen Überraschung auf: Wir nutzen unsere Picknickdecke und segeln! Klingt komisch, funktioniert aber super. Wir machen 2-3 Knoten Fahrt für fast 1 Stunde. Danach müssen wir unseren „Spinnaker“ einpacken, da die Abdeckung durch die Bucht zu groß wird. Der Trip endet also weniger anstrengend als gedacht. – So bleibt Luft für eine Runde Minigolf und ein BBQ im Hostel am Abend mit 1-12 Bier *grins*

Am nächsten Tag geht es weiter nach Westport. Dort lädt unser Kiwi Partyinstructor, im Nebenberuf auch unser Busfahrer, zu einem Pubrun. Es gilt in 8 Pubs der Stadt je ein Bier und einen Wein zu trinken. Das Zweierteam, welches als erstes in der Finalkneipe ankommt, hat gewonnen. Da ich mein Knie (und meinen Kopf) für den nächsten Tag schonen will und die Kneipen an völlig unterschiedlichen Orten der Stadt liegen (was am Anfang noch keiner weiß) bleibe ich für ein leckeres BBQ im Hostel. Das Gewinnerteam ist übrigens innerhalb der Stadt gerannt und teilweise geträmpt. Man die sahen übel aus im Bus am nächsten Tag *grins*

Unser Stopp am nächsten Tag heißt „Lake Mahinapua“ – ein Roadhouse irgendwo im Nichts. Diese Abgeschiedenheit nutzt der Kiwibus für einen ganz besonderen Partyabend: Wir halten in einer größeren Siedlung auf dem Weg dorthin und jeder hat 45 Minuten Zeit, sich Teile für ein Faschingskostüm für den Abend zu kaufen. Sei es im Baumarkt, im 2 Dollar Shop oder im Second Hand. Heraus kommen lustige, improvisierte Kostüme von Leuten mit viel Phantasie *grins*

Mit schweren Beinen und einigen Koordinationsschwierigkeiten bin ich wie gemacht für den nächsten Tag: Franz Joseph. Ich bleibe, wie die meisten aus unserem Bus, einen Tag länger, um an der 1-tägigen Gletscherwanderung teilzunhehmen. Begünstigt wurde die Gletscherbildung hier durch ein hohes Gebirge im Westlichen Teil der Südinsel. Diese Tatsache bringt der Westküste 10 mal mehr Regen als der Ostküste durch die sich abregnenden „Roaring 40ies“ von Westen her. (War das zu verstehen? – sonst mich einfach nochmal darauf ansprechen  nach meiner Rückkehr *grins*) Wir bekommen Mütze, Handschuhe, Überjacke, dicke Wollsocken, eingelaufene Wanderstiefel und am Fuß des Gletschers auch unsere Steigeisen. Ohne diese Dinger wäre man auf Eis vollkommen verloren, auch wenn es sich am Anfang etwas komisch anfühlt beim gehen. Da der Gletscher zu einem der am schnellsten fließenden der Welt gehört – immerhin rund 50 cm täglich – muss unser Guide immer wieder neue Wege finden und Stufen für uns Amateure 🙂 ins Eis schlagen. Ohne Guide darf man den Gletscher übrigens mittlerweile nicht mehr betreten, da es in der Vergangenheit einfach zu viele Unfälle gab.
Nach 7 Stunden auf dem Gletscher kommen wir ziemlich am Ende aber mit tollen Eindrücken wieder unten an. In unserer 1-Tages-Gletschertour ist auch eine Eintrittskarte für die „Glacier Hot Pools“ enthalten. Da diese nicht weit von unserem Hostel entfernt liegen, schleppen wir uns mit letzter Kraft dorthin. Und es ist einfach traumhaft. Mit schmerzenden Füßen liegen wir draußen in einem riesigen 40 Grad warmen Pool und relaxen. Jetzt noch ne Massage von ner Meerjungfrau und die Realität begänne zu schwinden *grins*.

Auf dem Weg nach Wanaka halten wir an einem malerisch gelegenen See für einen ausgedehnten Morgenspaziergang. Anfangs bin ich aufgrund meiner noch schmerzenden Füße etwas skeptisch, aber das Panorama ist wirklich mehr als lohnenswert. In Wanaka wird uns ein Mexikaner empfohlen. Dort esse ich das beste Stück Rindfleisch – so far: Mal sehen, ob Argentinien in einigen Wochen das schlagen kann?!

Am nächsten Tag erreichen wir Queenstown – die Adventure und Partyhauptstadt Neuseelands. Einige Leute aus dem Bus haben doch tatsächlich all ihr Geld bis hier gespart. Um es hier zu versaufen – und ja (Sorry Sophie und Alex, aber die können das hier eh nicht lesen) es sind größtenteils Briten!

Ich fahre direkt am nächsten Tag weiter Richtung Dunedin. Das Wetter ist leider umgeschlagen und es regnet den ganzen Tag heftig. Auch am Folgetag Richtung Intercargill ist uns der Wettergott nicht wohlgesonnen. So heißt es die Regenklamotten anziehen und bei 10 Grad, heftigem Wind und Dauerregen das Beste daraus machen. Entschädigt werden wir aber von einer Seelöwensichtung in freier Wildbahn am Strand. Auch eine seltene Pinguinart macht es sich hier gemütlich. Beide lieben offenbar das raue Wetter hier. An diesem Tag erreiche ich zwischen Dunedin und Intercargill auch meinen „am weitesten von zu Hause entfernten Punkt“. Mit ca. 18 200 Kilometern bin ich schon verdammt nah an der Antipode, also dem Gegenüberliegenden Punkt der Erde, für Zingst. Übrigens liegt dieser Punkt südöstlich von Neuseeland im Wasser, man braucht also schon ein Boot, um noch weiter wegzukommen *grins*)

Am folgenden Tag erwartet uns die Kirsche auf der Torte Neuseeland. So jedenfalls verspricht es unser Busfahrer. Und er soll recht behalten. Das Wetter reißt auf, die Sonne scheint und der „Milford Sound“ ist anders als alles was ich bislang gesehen habe. Dieser 15 Kilometer lange Fjord mit seinem „Tal der 1000 Wasserfälle“ ist einfach nur atemberaubend und zählt zurecht zum Weltnaturerbe.

Zurück in Queenstown entschließe ich mich hier ein paar Tage zu bleiben, da das Hostel wirklich sehr schön ist. Mit einigen „liebgewonnen“ Reisegefährten veranstalten wir BBQs, entspannen in der Sonne oder wandern. Lohnenswert ist eine Wanderung zum Hausberg von Queenstown. Auf der Spitze kann man alle nur erdenklichen Funsportarten probieren: Bungy, Abseiling, Paragliding usw…

Ein letztes Mal besteige ich den Kiwibus, um nach Kaikoura zu fahren. Dieses „Mahl aus dem Meer“ wie die Maori Übersetzung lautet, ist berühmt für seinen maritimen Artenreichtum. Hier fällt der Festlandsockel unmittelbar an der Küste 1600 Meter ins Meer ab. So kann man kann hier Wale, Delfine oder auch Seeleoparden beobachten. Ich lasse mich zum Delfinschwimmen überreden. Um 5.30 Uhr morgens brechen wir im Dunkeln mit dicken Neoprenanzügen, Taucherbrillen, Schnorcheln und Flossen bewaffnet mit dem Boot auf und begegnen bei rauer See und 4-5 Windstärken rasch einer Gruppe von rund 100 Delfinen. Diese sind zum „toben“ 😀 aufgelegt und wir dürfen ins Wasser. Plötzlich sind 5-10 Delfine neugierig direkt um mich herumschwimmend. Pfeilschnell kommen sie bis auf 50 cm heran, um dann genauso blitzschnell die Richtung zu ändern. Sie sind weder trainiert noch angefüttert. Allein die Neugier treibt sie so dicht. Unser Guide rät uns zu singen, zu tauchen oder auch ihnen fest in die Augen zu schauen, um ihre Aufmerksamkeit zu behalten. Schließlich sind wir in ihrem Lebensraum – und es funktioniert wirklich! Zum Abschluss meines Neusseelandtrips ist diese maritime Begegnung ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn ich nach 30 Minuten durchgefroren aus dem Wasser muss.

 

Ich fahre mit dem öffentlichen Bus nach Christchurch zurück. Hier sind auch ein Jahr nach dem üblen Erdbeben die Spuren dessen nicht beseitigt. Die gesamte Innenstadt ist nach wie vor gesperrt. Die Stadt bietet einen traurigen Anblick. Ich fliege von dort zurück nach Auckland. Hier warte ich nach rund 5000 Kilometern mit dem Kiwibus auf den 5. März – meinen Flug nach Santiago de Chile!

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